- Start
- Kunst und Geschichten
- Literatur
- Märchen und Erzählungen
- Märchen- und Geschichten (Leser)
Vergrabenen Euromünzen
Ein Satz Euromünzen war ein ganzes Jahr in der Erde vergraben, ein weiterer Satz wurde praktisch „an die Luft gesetzt“.
Als ich vor einigen Jahren im Monat Januar meinen Spaten in den Märkischen Sand bei Hönow stach, war die Erde schwer und nass vom Regen der vergangenen Tage. Einen gesamten Satz Münzen, also 1 Cent bis 2 Euro, legte ich damals in 50 cm Tiefe, mit der Wertseite nach unten, nebeneinander im Abstand von 10 cm, in die Grube. Die Münzen waren aus Deutschland, es waren gemischte Prägejahre und Prägestätten. Danach wurde die Grube wieder mit der Erde vom Aushub verschlossen und der Ort gekennzeichnet.
Ein ganzes Jahr sollten die Münzen nun in der Erde ausruhen um dann wieder an das Licht der Welt gebracht zu werden. Diese Idee, einen Satz Euromünzen einmal zu vergraben und dort im Erdreich ein ganzes Jahr zu belassen, reizte mich schon seit langer Zeit. Nicht selten werden in unseren Tagen noch bedeutende historische Münzfunde aus unedlem Metall gemacht, dessen Erhaltung dann immer wieder erstaunenswert ist. Meist kommen diese Funde bei Ausgrabungen an das Tageslicht und nicht immer waren diese Stücke von einem schützenden Gefäß umgeben. Sie lagen einfach nur in der Erde.
Liegen dagegen 3,88 EUR einfach nur herum, denkt doch keiner, dass diese Stücke „fachmännisch“ für einen Versuch ausgelegt worden sind. Nein, dieser Mensch freut sich wie ein Schneekönig und riskiert recht gern eine Lumbago (Hexenschuss) beim Bücken! Deshalb hatten wir dann auch die umliegende Nachbarschaft eingeweiht und ernteten meist ungläubige Blicke. Ich hätte nicht gedacht, dass sich dieser Versuch in unserer kleinen Gemeinde herumsprechen würde und so kamen im Sommer auch schon einmal Leute und fragten nach den Münzen an der Luft. Sieh an, es gab also auch Leute die ähnlich dachten. Dass ich auch Münzen vergraben habe, gebe ich aus gegebenem Anlass erst heute preis. Das Frühjahr kommt und der Garten sollte umgegraben werden!
Bevor allerdings die Münzen in die Erde kamen oder „an die Luft gesetzt worden sind“, hatte meine Frau die Sätze fotografiert. Inzwischen ruhte auch ein dritter Satz Euromünzen im Wasser.
Pünktlich ein Jahr später machte ich mich an die Arbeit und befreite zuerst den Satz an der Luft von einer 30 cm dicken Schneeschicht. Alle Stücke waren nicht am Boden angefroren. Nach einiger Zeit wurden die Münzen mit einem Pinsel von der groben anhaftenden Erde befreit. Mühsam war es dagegen die vergrabenen Münzen zu bergen. Der Boden war hart gefroren. Die an den Münzen anhaftende Erde wurde ebenfalls mit einem Pinsel entfernt. Danach wurden beide Sätze langsam auf Zimmertemperatur gebracht und fotografiert.
Ergebnisse vom Satz an der Luft:
Die 1 – 5 Cent Stücke zeigten auf dem galvanisierten Kupferüberzug den Ansatz von Patina (Grünspan). Allgemein haben diese Münzen den Glanz verloren und machen einen stumpfen und fleckigen Eindruck. Eine Ablösung des Kupferüberzuges sowie Blasenbildung auf der Oberfläche war nicht zu erkennen.
Die 10 – 50 Cent Stücke haben das Jahr fast ohne Veränderungen an der Oberfläche überstanden. Das „Nordische Gold“ scheint hier fast unverwüstlich zu sein. Leichte Rostflecke und etwas Glanzverlust kann man an allen drei Stücken beobachten. Beim 50 Cent Stück blieb ein Kratzer (WS oben rechts) ohne einen Ansatz von Korrosion.
Das 1 Euro Stück, wurde deutlich dunkler und wirkt stumpf. Es waren keine Anzeichen von Korrosion nachweisbar. Die Rückseite wirkt patiniert.
Das 2 Euro Stück hat sich am meisten verändert und zeigt sich auf der Pille nach einem Jahr fast dunkelbraun, an vielen Stellen fleckig. Der Ring wirkt stumpf und ohne eine Spur von Glanz. Die Rückseite wirkt patiniert.
Ergebnisse vom vergrabenen Satz:
Die 1 – 5 Cent Stücke, besonders das 2 und 5 Cent Stück, zeigen auf dem galvanisierten Kupferüberzug den Ansatz von Patina (Grünspan). Auch diese Münzen haben ihren Glanz verloren und wirken stumpf. Eine Ablösung des Kupferüberzuges sowie Blasenbildung auf der Oberfläche war nicht zu erkennen.
Die 10 – 50 Cent Stücke sind etwas dunkler als vor einem Jahr. Das 50 Cent Stück wirkt fleckiger. Trotzdem haben diese Münzen alle das Jahr in der Erde sehr gut überstanden.
Das 1 Euro Stück hat viele Korrosionsstellen auf dem Ring, dabei auch stellenweise einen Ansatz von Patina. Die Pille wirkt fleckig mit Stellen von Korrosion. Im Allgemeinen wirkt die Münze eher stumpf und fleckig.
Das 2 Euro Stück macht an der gesamten Oberfläche einen stumpfen glanzlosen Eindruck. Auch hier haben sich diese Stücke am meisten verändert. Alles wirkt patiniert. Besonders die Rückseite ist fleckig.
Fazit:
Die 10, 20 und 50 Cent Münzen aus „Nordischem Gold“ (Cu89AL5Zn5Sn1) haben den Test fast ohne Veränderungen überstanden. Diese Münzen können mit hoher Wahrscheinlichkeit viele, viele Jahre in der Erde oder an der Luft, ohne größeren Schaden zu nehmen „überstehen“. Alle anderen Münzen haben sich innerhalb eines Jahres sehr verändert. Eine gute Erkennbarkeit ist daher schon in einhundert Jahren sehr fraglich.
Der dritte Satz, welcher über ein Jahr im Wasser sein sollte, wurde beim Versuch „zum Schaden der Wissenschaft“ gestohlen.
Text: Reiner Graff
Fotos: Angela Graff
INHALTE:
Navigation überspringen- Baukunst
- Regionale Dinge
- Phoenix, Münzen und Medaillen
- Bestattungsgeschichte
- Schwarzer Humor